Tag: 10. Oktober 2016

Achselzucken oder Nervenzucken

Im bekanntesten Gedicht von Erich Fried, dem liebeslyrischen Stück „Was es ist“, enden die Strophen jedesmal mit einem Ausdruck der Resignation: „Es ist, was es ist …“ Der Erklärer wird in eine logische Tautologie gewiesen; jeder Versuch, die Liebe auf den Begriff zu bringen, scheitert an der Vielzahl ihrer Geschichten. Was dem Denker ein Ort des unverständigen Achselzuckens ist, wird der Liebende hingegen als eine Formel verstehen, in der er deutlich mehr sieht als nur die Wiederholung, Verdoppelung eines sinnfreien Satzes. Die Tautologie ist ihm das Versprechen des Einzigartigen, das jeden Sprachversuch entlarvt als Zerstörung des Besonderen durch Verallgemeinerung.