Tag: 10. Dezember 2017

Übergang zur Tagesordnung

Jene alten Geister, die wie Platon oder Aristoteles den Beginn des Denkens ins Staunen legten, haben ein heimliches Plädoyer gehalten für die Kraft der Naivität, Anfänge zu setzen. Nur der Unbedarfte wundert sich über Ungehöriges so, dass er sich beeindrucken lässt. Von dieser antiken Verblüffung sind wir so weit entfernt wie die moderne Metropole von der Polis. Das Staunen haben wir verloren, als wir aufhörten, nach dem Ganzen zu fragen. In einer Welt, die für alles, für höchst seltene Sexualpraktiken oder den Flatterball beim Freistoß, Experten produziert, ist die Hauptgeste nicht das interessiert aufgerissene Auge, sondern das Achselzucken dessen, der vorgibt, alles schon einmal erlebt zu haben. Nicht Neugier ist ihr Ideal, sondern Routine. In ihrer Tagesordnung, zu der stets unmittelbar übergegangen wird, kommen die Überraschungsmomente nicht vor. – Ein „Weiter so“ dürfe es nicht geben, heißt es in der vorkoalitionären Kommunikation warnend. Im Gegenteil: Nichts wünschen sich alle Beteiligten sehnlicher als die Freiheit vor dem Unvorhergesehenen. Der talkshowtaugliche Spezialist als Situationsdeuter wiegt sein Publikum in einer Erklärungsmélange, die unmöglich macht, zwischen Sicherheit und Langeweile zu unterscheiden.