Tag: 6. März 2018

Keine Wahl

Eine Wahl, die keine Wahl zulässt, stellt sich in jeder ihrer künftigen Aktionen selbst in Frage. Statt Entschiedenheit, die stets in der vergnügten Wiederholung des einmal gesprochenen, freien Ja zu einer Situation gründet, ist die schale Notwendigkeit von nichts als der achselzuckenden Feststellung begleitet, dass es nicht anders geht. Fern davon, ehrliche Kompromisse zu sein, sind folgenreiche Entschlüsse bestenfalls gerechtfertigt durch die schwache Normativität des Faktischen. Es ist halt so, so schlimm sei es ja wieder auch nicht. Das kleinere Übel kann dann zwar Große Koalition heißen, wird aber kaum Großes vollbringen können, weil in ihr der kleinste gemeinsame Nenner gesucht werden muss. Macht bekommt in einer solchen Konstellation den fahlen Beigeschmack, das Gefühl der Ohnmacht zu kompensieren. Man müsse das Beste daraus machen, heißt es dann oft. Meist verhindert dieses Beste in falscher, weil verlogener Bescheidenheit nur, dass es einem selber nicht schlecht geht. Statt wirklich das Beste zu suchen: dass es nicht nur mir, sondern auch den anderen gut geht. Zwangsheiraten, Fehlbesetzungen im Traineramt oder einer Intendanz, die missverstandene Berufung, die sich später als Irrtum herausstellt und nicht mehr korrigiert werden kann, sie alle haben diesen Charakter einer Wahl, die keine Wahl zulässt. Der Zweifel an ihrer Existenz schlägt sich nieder in der heimlichen Verzweiflung, handeln zu müssen. Keine Voraussetzung, um etwas sinnvoll zu verändern.