Das Parlament der Seele

Es mag aufschlussreich sein, sich die Seele als eine Art Parlament vorzustellen, als einen vielbevölkerten und vielstimmigen Diskussionsraum. In dem handeln die inneren Repräsentanten unserer Interessen und Leidenschaften, unserer versteckten Beweggründe und widersprüchlichen Abgründe Entscheidungen aus, die in die Realität reichen und von ihr erwidert werden. Freud hatte schon Recht, wenn er die Hauptaufgabe der Psychoanalyse in der Rhetorik ansiedelte, im Aussprechen und Ausgleichen von Untiefen. Eine Therapie ist gelungen, wenn die Polyphonie, die manchmal als Kakophonie sich äußert, für den Augenblick, da der Klient „Ich“ sagt, aufgehoben ist. Nicht dass die Vielstimmigkeit so beendet wäre, aber sie bekommt einen verantwortungsbewussten Ordnungsrahmen in ihrem Redechaos.