Tischgespräche

Man sollte bei all den kunterbunten Gelegenheiten zur sozialen Vernetzung, den Geschäftsessen, Kongressen oder Branchenevents, den Parties nach Dienstschluss und Weihnachtsfeiern, eine Regel verpflichtend einführen: keine Fragen nach dem beruflichen Wirken, keine Auskünfte über Positionen oder akademische Grade, kein Gespräch über das eigene Fach. Solche Begegnungen würden wohl zäh beginnen, aber tief enden; wohingegen jedes networking sich so rasch entwickelt, wie es meist im Flachen verweilt. An der berühmten Mittagstafel von Immanuel Kant durften keine philosophischen Themen besprochen werden. Es sollte vielmehr das Tischgespräch einer dreistufigen Dramaturgie folgen: 1. Erzählen, 2. Räsonieren, 3. Scherzen – vor allem aber sei die „Rechthaberei“ zu meiden, auf dass die Unterhaltung stets eines sein könne, was das „Wohlleben“ der Humanität befördert: „kein Geschäft, sondern nur Spiel“*.

* Immanuel Kant, Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, B 248ff.