Tag: 5. Januar 2017

Luftikus

Bis auf den großen Gelehrten Jacob Burckhardt, der den Geist in den Tiefen und Untiefen des Menschlichen vermutete*, haben die meisten Denker diesem intellektuellen Vermögen meteorologische Metaphern zugeschrieben. Als Windhauch, Sturm, Atem, ja als flüchtig wie eine Böe wird er beschrieben, anders als der Verstand, der gründlich und gründend arbeitet, oder die Vernunft, die schließt und zusammenfügt. Kaum anders ließen sich Eigenschaften benennen, die den Geist sonderlich auszeichnen: seine Kraft zu klären; die Bewegung, die Neues entstehen lässt; der Widerstand, gegen den man anrennen muss, wenn man nicht seine Richtung eingeschlagen hat; das Überraschende, Plötzliche, Einnehmende, Unberechenbare. Was sich fassen lässt, ist schon deswegen nicht geistreich.

* „Der Geist ist ein Wühler und arbeitet weiter.“ Weltgeschichtliche Betrachtungen, 8