Tag: 25. Februar 2018

Sinneswandel

Wie viele Umschreibungen der Innigkeit erzählen von den Aufgaben der Sinne. „Er wurde von ihr erhört“ oder „Sie kann ihn gut riechen“ oder „Du bist ganz nach meinem Geschmack“ oder, in erschreckendem Maße: „Ich habe dich durchschaut“. Das alles sind unterschiedliche Formen der Wahrnehmung, differenziert nach den Organen, mit denen wir Welt und Menschen aufnehmen. Sie treten symbolisch ein, repräsentieren Beziehungsschichten, stehen stellvertretend für Einstellungen, Haltungen, feste Verbindungen. Pars pro toto entsprechen sie in ihrer zurückgenommenen Ausdrucksart einem größeren Zusammenhang, der bis in die Untiefen des Menschlichen reicht. Und der deutlicher wird, wenn die Sinnlichkeit ihre eigene Verwobenheit mit allen Sinnen sprachlich erklärt, so dass Farben nicht nur gesehen werden, sondern zu schmecken sind, Worte nicht nur gehört werden, sondern berühren, Anstößiges in den Augen schmerzt, die Seele lautlos schreit oder ein Duft sich auf die Haut legt.