Tag: 17. September 2018

Feedback

In der Akustik führen Rückkoppelungen immer wieder zu schmerzhaft schrillen Pfeiftönen, die den Hörgenuss überlagern. Alles wird versucht, um solche Audioeffekte zu vermeiden. In der Kommunikation ist die Weiterleitung eines Ausgangssignals zurück an den Sender hoch geschätzt, ohne dass auf Störgeräusche geachtet wird, die durch das Feedback entstehen. Erwünscht ist schlicht die Kenntnis der Wirkung, um künftig die Art der Ansprache, die Gestaltung eines Inhalts, Menschenführung oder Lehrplanung zu verbessern. Doch wer gibt den Dauerrückmeldungen ein Feedback? In Endlosschleifen wird alles bewertet: der Besuch der Website, die Kundenzufriedenheit, der jüngste Post im Portal, hier ein like, dort ein smiley, dem wiederum ein Kommentar beigefügt wird, als schriebe man ein Buch, das nur noch aus Anmerkungen besteht. Die Welt will bewertet werden und erkennt nicht, dass sie sich selbst im Übermaß der Rückmeldungen entwertet. Wie sich nicht anderes hören lässt als ein eindringliches Geräusch, wenn Signale akustisch verstärkt werden, die zurückkehren, so verkümmert jene Wirklichkeit unter der Gewalt ihrer mannigfach gespiegelten Wirkungen, wenn sie nur sensibel genug war, Rücksicht nehmen zu wollen auf das, was sie ausgelöst hat dadurch, dass sie ist, wie sie ist. Im Zeitalter des Feedbacks verschwinden die letzten Asyle der Unwissenheit und Unschuld, der Unbedarftheit und des Unberührten. Das sind alles Eigenschaften einer intakten Welt.