Monat: Oktober 2018

Vornehm verlegen

Denen, die sie nicht haben, das Gefühl der Ohnmacht zu nehmen, zeigt die vornehme Seite von Macht. Nie wirkt sie hässlicher als im Triumph über die Niederlage der anderen. Es steht der Macht gut an, über sich selbst stets ein wenig verlegen zu sein.

Die zwei Seiten des Talents

Nur das Talent, vor dessen Zerstörungskraft wir genauso viel Respekt empfinden, wie wir seine gestalterischen Leistungen schätzen, ist uns am Ende nützlich. Es gibt keine große Begabung ohne große Gefährdung.

Zeit für eine Revolution

Wenn die eigenen Beschlüsse von den Politikern nicht mehr verstanden werden; wenn die Lösungen zu jenen Problemen nicht passen, die den Beschlüssen entstammen, welche von den Politikern nicht begriffen worden sind; wenn die Wähler sich von den Politikern entfremden, weil die Lösungen von den Problemen nicht befreien, die durch Beschlüsse in die Welt kamen, deren Tragweite nie bedacht wurde; wenn das, was zur Wahl steht, keine Besserung verspricht, da billige Vereinfachungen den Wert einer tiefen Klarheit in Entscheidungen nicht ersetzt, der vor allem darin besteht, dass keine Fragen aufkommen müssen, denen nur mit verzweifeltem Gleichmut angemessen erwidert werden kann, welcher wiederum leicht mit Verdrossenheit verwechselt wird, … dann ist es Zeit für einen grundlegenden Neuanfang.

Lustfaktor

Der größte Lustanreiz: eine geliebte Sache längere Zeit nicht anrühren zu können. Es wird immer der Trieb hervorgehoben, der die Lust steuert; nicht minder wesentlich ist ihr der Verzicht. Lust zu haben, bedeutet, für eine gewisse Zeit keine Zeit für sie aufwenden zu können.

Ich kann nichts dafür

Vielleicht ist es jener nie bestimmbare Augenblick, in dem wir Verantwortung übernehmen, ohne gleich fürchten zu müssen, schuldig zu werden, der uns zu erwachsenen Menschen macht. Er befreit von projektiven Sätzen wie „Ich kann nichts dafür …“ oder „Ich war es nicht …“, die als Abwehrformeln die versuchte Zuschreibung einer Tat oder dessen, was aus ihr hervorgegangen ist, verhindern wollen. Eine reife Persönlichkeit versteht Verantwortung stets aktiv, also nicht als Risiko, verantwortlich gemacht zu werden, sondern als Gelegenheit, verantwortlich handeln zu können.

Ein letztes Wort

Der Bekannte berichtet von einer Beerdigung, der er jüngst beiwohnte: Der Verstorbene, den man da feierlich zu Grabe trug, hatte noch im Bewusstsein seines bevorstehenden Todes, Zeit für ein letztes Wort gefunden. Kein Abschiedsgruß, kein bedeutsamer Satz. Er verriet seinem Partner schlicht den Code des Smartphones. Es gibt kein größeres Zeichen innigen Vertrauens und der Liebe im digitalen Zeitalter, als dem anderen freien Zugang zu gewähren zu den verschlüsselten Geheimnissen des eigenen Lebens.

Warum Architekten Schwarz tragen

Jeder Raum ist eine auf tausend Arten geformte Abwandlung des Lichts.