Tag: 21. September 2019

Die Wissenschaft hat festgestellt

Zu den Grundvoraussetzungen von Wissenschaft gehört spätestens seit der Aufklärung, dass sie auch zu sich selbst ein skeptisches Verhältnis entwickelt hat. Wie aus der Zeit gefallen mutet daher an, wenn von Klimaaktivistinnen oder Weltrettern nun „die Wissenschaft“ als unzweifelhafter Kronzeuge und letzte Instanz angeführt wird, die als unerschütterliche Autorität für Handlungszwänge verantwortlich zeichnet. Jeden Wissenschaftler, der deswegen nicht gleich „Klimaleugner“ ist, muss diese Unbedarftheit wundern, wo er doch weiß, wie viele Wissenschaften höchst Unterschiedliches behaupten und es oft selbstkritisch revidieren müssen. Doch zugleich mag die Berufung auf „die Wissenschaft“ eines lehren: dass große (Gesellschafts-)Kritik sich auf jene Naivität gründen muss, die von der Vorstellung beseelt ist, dass sich durch eigenes Zutun im Ganzen etwas grundlegend ändern kann. Das Fundament des Zweifels ist die Gewissheit, nicht umgekehrt.