Tag: 12. November 2019

Mamma mia

Der Italiener nebenan verspricht ein Essen wie bei Muttern und lockt den Toskanafreund mit vertrauten Speisen auf der kleinen Karte: mit Fiorentina oder einem Landwein aus der feinen Fattoria und Pinzimonio, dem Rohgemüse, das nur mit bestem Olivenöl schmeckt. So verführt fragt er nach dem Rind – das komme doch vom Chianina? „Entschuldigung, woher?“ Der Kellner gibt unfreiwillig zu verstehen, dass er nichts weiß von den sensibelsten aller Jungochsen, die das beste Bistecca geben. Dann also bitte erst einmal den Rosso aus dem entlegenen, edlen Weingut. „Den haben wir zur Zeit nicht.“ Die Laune des verführten Gastes verdüstert sich. Was er denn stattdessen anbiete? „Unseren Hauswein.“ Und wie das Fleisch serviert werde? „Wie in Italien, mit Bratkartoffeln und Speckbohnen.“ Ob die Karte noch vom früheren Besitzer des Restaurants stamme, wirft der hungrige Besucher ein, steht auf und verlässt das Lokal, in dem zu speisen er kein Verlangen mehr hat. Essen wie bei Muttern? Dort war die Kost wenigstens immer ehrlich.