Monat: März 2020

Guten Abend

Es entbehrt nicht einer subtilen Komik, wenn der Nachrichtensprecher einen guten Abend wünscht und dann vorliest, wie schlecht es der Welt geht.

Keine Panik

Gelassenheit bedeutet, sich von einer Angst, die herrscht, nicht auch noch regieren zu lassen.

Hilfe vor den Helfern

So manches Hilfsangebot ist insgeheim mit der Erwartung verbunden, belohnt zu werden fürs Gutgemeinte und die Gunst. Allein dass Unterstützung gewährt wird, gilt da schon als Anspruch auf Anerkennung. Dabei schafft, so lehrt es Erfahrung, nicht selten Mehrarbeit, was sich als Entlastung ausgibt. Die meisten sind Zuwendungsamateure, die selber des Trostes bedürfen, wenn schiefgegangen ist, was sie in bester Absicht offeriert hatten. Oder sie sind einfach, in seltenen Fällen, Nutznießer der Not, die im Dünkel moralischer Überlegenheit gar nicht mehr eine Verpflichtung empfinden, den anderen aus der Zwangslage zu befreien, wenn ihnen doch schon lobenswert erscheint, dass sie die Möglichkeit großzügig unterbreitet haben, Missliches zu minimieren. Wir sollen die Hilfe wertschätzen, weil sie offeriert wurde, nicht wegen des Effekts, den sie als Zusatzleistung haben kann. Dabei entscheidet sich doch erst, ob einer wirklich Helfer war, am Ergebnis seines Einsatzes. Das Verlangen nach Gegenleistung ist nicht das Verlangen der Hilfe, sondern der Hybris, die sich in jeder Tugend versteckt.

Ans Ende denken

Weil wir gelegentlich vergessen, dass nur geliehen ist, was wir besitzen, hat die Demokratie sich vor allem entwickelt über der Frage, wie Macht sich beschränken lässt. Wahlen sind weniger Institutionen, durch die der Volkswille einen Bewerber ins Amt hievt, als die regelmäßig wiederkehrende Entscheidung, dass das Los derjenigen beschlossen ist, die geherrscht haben. Sie befinden über das Ende der Mächtigen, so dass es nur missverstanden werden kann, wenn es zu einer Wiederwahl kommt und heißt, der Amtsträger sei bestätigt worden. Die Demokratie bestätigt nicht, sondern zögert das Ende allenfalls hinaus. Wie lang? Diese Unsicherheit gehört zu ihren Bedingungen, wie umgekehrt die Ungewissheit bleibt, ob sich jene freiwillig zurückziehen, die verloren haben. Formen des Zweifels sind das Fundament der modernen Demokratie.

Krisenphantasie

Die beste Ablenkung von einer großen Krise ist eine hausgemachte.

Die Welt pausiert

Wenn das gesellige und gesellschaftliche Leben zum Erliegen kommt, fallen nicht nur Wirtschaftserwartungen. Es steigt das Maß der Ablenkungsfreiheit für das Individuum. Quarantäne hat auch eine Qualität. Wie jede Krankheit, die den zur vorübergehenden Bettruhe zwingt, der von ihr erwischt worden ist, eine Gelegenheit sein kann (und oft genug ist), das Eigene zu sortieren, so gibt, bei allem Schrecken einer Pandemie und ihrer Toten im Einzelfall, die Vorstellung, dass die Welt im Ganzen pausieren muss, nicht nur ein Bild des Schadens. Am Ende könnte der Mangel an Betriebsamkeit zu einem Zuwachs an Nachdenklichkeit geführt haben.

Gealterte Erwartungen

Der Zyniker ist ein Mensch, dessen Erwartungen gealtert und kraftlos geworden sind.