Tag: 12. April 2020

Fürchte dich nicht

Ostern IV

Der Gottesgruß „Fürchte dich nicht“*, mit dem die Erzählungen des Testaments jene Ereignisse anzeigen, in denen geschieht, was die Vernunft nicht mehr in ihrem Entängstigungsrepertoire bereithält: dass das ganz und gar Unmögliche plötzlich wirklich und wirksam wird, findet seine Entsprechung im Glaubensbekenntnis. Ich glaube, das bedeutet vor allem anderen: ich fürchte mich nicht. Hilf meinem Unglauben, das meint kaum, den Mangel an Überzeugung zu beheben, als die Bitte: nimm mir die Sorge. Denn das Gegenteil von Vertrauen heißt schon lange nicht Misstrauen, sondern Angst.

* Fast hundert Mal findet sich der Satz in beiden Testamenten, prominent in der Weihnachtsgeschichte und den Osterberichten, und will dort weniger gelesen werden als bewährtes Trost- oder Ermutigungswort, sondern ist ein Indiz für das, was theologisch „Offenbarung“ genannt wird. Nun ist Furchtfreiheit für Menschen, sofern sie empfinden, selber einigermaßen unwahrscheinlich, so dass das, was wie ein Appell daherkommt und vor die Gottesbegegnung gestellt ist: Fürchte dich nicht! wohl nur als Zubereitung und Zuspruch zu verstehen ist.