Tag: 21. Januar 2021

Zeichensetzung

Jedes Zeichen – die wortlose Geste, das überkommene Symbol oder auffällige Emblem, eine farbenprächtige Zeremonie – enthält versteckt noch die Furcht, nicht sagen zu können, was unbedingt zu besprechen ist. So ist der Tag des Übergangs, einer Geburt, Hochzeit oder Amtsübernahme, voller bildhafter Akte, weil nie genau ausgedrückt werden kann, was wirklich geschieht, und es doch benannt werden muss, damit es beherrschbar, also deutbar bleibt. Die Riten sind der Ort, an dem Selbstverständliches ungefragt seinen Platz hat, wie das Vertrauen in das Gelingen friedlichen Zusammenlebens. Auch eine aufgeklärte Demokratie bedarf des Pathos und der Beschwörungsformeln, um sich ihrer eigenen Grundlage zu versichern, die sich anders kaum artikulieren lässt.