Allen das Gleiche, jedem das Seine

Man sagt immer, Menschen seien einander nur darin gleich, dass sie sterben müssen. Das stimmt, verkürzt aber die Wahrheit des Satzes: Es gehört zu den erstaunlichsten Erfahrungen eines Lebens, Zeuge zu sein beim Tod eines anderen. Die unmittelbar nach seinem Ende einsetzende Stille, die einen noch so großen Raum ganz und gar erfüllt, lässt sich jedes Mal spüren. Das verbindet die Individuen über alle Unterschiede hinweg. Als ginge mit dem Gestorbenen mehr als nur dieser eine Mensch, umfasst der plötzlich gegenwärtige Frieden Dimensionen weit über den Einzelnen hinaus. Im Überschuss an Stille wird ein letztes Mal der ganze Reichtum seiner Beziehungen erlebbar, werden seine Hoffnungen sichtbar, seine Träume anschaulich, ist seine Freundschaft einprägsam.