Allüberall

Es ist das Los des Besonderen, den Plural nicht zu mögen. Unter dem Üblichen, dem Gewöhnlichen, dem Vielerlei kommt es nicht zur Geltung. Was taugen schon „herzlich“ übermittelte Grüße, wenn Hinz und Kunz so schreiben. Da muss eine gepflegte Steigerung leisten, was sonst im Gewimmel persönlicher Empfindungen, die als Sendboten den Briefen immer öfter beigegeben werden, unterginge. Die Rettung indes kommt schon nicht mehr vom intimen Superlativ: „herzlichst“ grüßt heute jeder. Es muss „allerherzlichst“ sein, um auszudrücken, dass man es mit den Wünschen auch ernst meint. Keine Schlussformel einer eMail, die nicht einen leichten Hang zum Hysterischen zeigt. Was kann da noch kommen? Wer die förmlich-diplomatischen Wendungen – mit vorzüglicher Hochachtung und größtem Respekt … – vor Augen hat, mag ahnen, dass ein erhebliches Wachstumpotential in der Gruß- und Anredeweise lauert, bis irgendwann der Letzte aus lauter Eifer für das Einzigartige sein Herz ganz und gar ausgeschüttet hat. Dann aber erschließt sich unmittelbar, woraufhin jede Steigerungsdynamik in Wahrheit zielt. Sie endet in der Leere.