Am Anfang

Alles hat einen Anfang, auch wenn wir ihn nie zu fassen bekommen. Im Nachhinein, vielleicht, lässt sich sagen, wann eine Geschichte begonnen hat, wie ein Ding in die Welt gekommen ist. Weil im ersten Augenblick zwar alles schon ist, was später werden soll; aber auch noch nichts bedeutet, da es sich erst zeigen wird. Anfänge sind flüchtige Annahmen. Es ist nicht möglich bei ihnen zu verweilen oder zu ihnen gar zurückzukehren. Das alles wusste Otto Piene, einer der Künstler, die in den Sechziger Jahren die Künstlergruppe ZERO gegründet hatten. Er schrieb über den Ursprung: „Zero ist die unmessbare Zone, in der ein alter Zustand in einen unbekannten neuen übergeht.“* Der in der Zeit damals populäre Countdown bei einem Raketenstart galt als Vorbild für den Umschlag ins höchste Risiko, den Aufbruch in die absolute Ungewissheit. Nicht zufällig spricht Piene von einer „Zone des Schweigens“, einem Moment, in dem alles Eigene, die Erwartungen und Pläne, der Ehrgeiz oder die Sorge, zurückzuhalten sind. Der Nullpunkt ist der gedachte Ort, an dem die Sache selbst ungestört sprechen kann.

The Times Literary Supplement, 3. September 1964