Am seidenen Faden

Abends in der Kneipe. Noch driften die Gespräche wie meist nach Mitternacht nicht ins Metaphysische ab; aber einen Hang zum Grundsätzlichen haben sie schon entwickelt. „Die Sprache ist das Nadelöhr zum Universum“, sagt der lokale Philosoph. „Und was ist der Faden?“, fragt sein Trinkkumpan. „Na, das Denken.“ „Dann haben die beiden, Nadel und Faden, aber ganz schön zu tun, wenn sie die Zerrissenheit der Welt heilen sollen.“ „Und das wird immer seltener“, erwidert der Meisterdenker, sein Weinglas schwenkend; „die Menschen heute sind zum Einfädeln viel zu ungeduldig, geschweige denn dass sie danach noch etwas zusammenfügen. Unser Talent zu analysieren ist viel größer als unsere Fähigkeit zur Synthese.“ „Das mag den Zustand erklären, in dem die Welt sich befindet.“ „Ja, ja. Aber was sagt das über uns?“