Anamnesis

Nach vielen Jahren Rückkehr an einen tief vertrauten Ort. Nichts scheint sich geändert zu haben in der Zwischenzeit. Der Stein, einst versetzt, um einen Pfad freizulegen, liegt immer noch unberührt an derselben Stelle, das Wasser des Bachs plätschert unausgesetzt, als kenne es keine andere Bestimmung, kein Baum ist wirklich in die Höhe gewachsen. Auch die einsame Bougainvillea auf der Wiese hat ihre dürftige Form behalten, knapp kniehoch steht sie in der Blüte. Kaum dass sie frisch austreibt, werden ihre Knospen weggeknabbert von den Feinschmeckern unter den streunenden Rehen, die sich in den Garten trauen. Der Strauch hatte nie eine Chance, groß zu werden. Nichts verlässlicher als ein solcher Ort, denkt er. Er, der Ort, ist sich gleich geblieben. Und er, der Mensch? Natürlich hat er sich verändert, lebenseinschneidend sogar. Aber überwältigt von der wohlbekannten Stimmung, einer Atmosphäre des Gelassenen, des Friedens und heimlichen Zuhauses, schießt ihm durch den Kopf: Identität ist ein erinnertes Gefühl, kein Bewusstsein.