Ankommen

Jacob Taubes, der oft polemische Religionsphilosoph, erzählt eine Parabel von der Anmaßung, die in den großen Erwartungen steckt. „Auf der Suche nach einem sicheren Exil werden dem Flüchtling von den Behörden eines Staates, der ihn nicht aufnehmen will, auf dem Globus verschiedene andere Staaten gezeigt, in die er ausreisen könne. In ihnen würde er sicher aufgenommen werden. Nach einer kurzen Pause fragt der Flüchtling die Beamten: ‚Haben Sie keinen anderen Globus?‘“ Das ist die Situation: dass viele entscheidende Fragen der Menschheit bei der Lösung scheitern. Wir werden sie nicht los, finden aber auch keine zuverlässige und zureichende Antwort im Ensemble möglicher Problembewältigungen. Jede Flucht ist auch eine Weltflucht. Denken und Religion, Kritik wie Hoffnung gleichermaßen haben in dieser Verlegenheit ihren Anfang. Sie reagieren im Grunde auf ein letztes Versagen des Pragmatismus angesichts der Zukunft. Was noch nicht ist, liegt weniger in unserer Hand, als wir uns zu gestalten zutrauen. Zukunft kommt auf uns zu; sie entwickelt sich nicht nur aus dem Faktischen. Im Advent ist dieser Doppelsinn des Künftigen ins Extreme gesteigert. Er handelt von Gott, der so kommt, dass er alle Erwartungen übertrifft und zugleich unterläuft, nicht zuletzt bricht zugunsten einer heilenden Erwiderung auf die Aporien des Lebens.