Außer Frage

Beethoven soll einmal einen Violinisten angeherrscht haben, der vor der Uraufführung einer der Kompositionen des Meisters meinte, sein Quartettpart sei unspielbar: „Meint er etwa, dass ich an seine elende Geige gedacht habe?“* Die Frage, als Machtinstrument missbraucht, erklärt jede Antwort von vornherein als wertlos, weil sie ein Rechtfertigungsgefälle maximal ausnutzt. Ihr angemessen zu begegnen, gelänge allenfalls der Schlagfertigkeit. Die zeichnet sich stets dadurch aus, dass sie eine Erwiderung darstellt, ohne eine Erklärung abzugeben. Indem sie sich auf die Frage bezieht, entzieht sie sich ihrer subversiv. Vielleicht ist das der größte Nutzen von social media, dass sie ein unbegrenztes Übungsfeld darstellt für aufsässigen Witz und rebellische Zungenfertigkeit, für die Kraft schneller Entgegnungen und den Reichtum an öffentlicher Originalität. Die Losung kann daher nur lauten: Lass die Mächtigen reden; die Gewandtheit und Geistesgegenwart der vielen sind ihnen jederzeit überlegen.

* Aron Ronald Bodenheimer, Warum? Von der Obszönität des Fragens, 164