Bauen denken

Die Architektur ist voller Anthropomorphismen: Da bekommen Gebäude einen Charakter, sie berühren; Mauern atmen, Fassaden sprechen, Materialien klingen, manchmal sogar zusammen, Räume haben eine Temperatur, ja ein Temperament.
 So zieht die Seelenkunde ein in das Bauen oder die Kommunikationstheorie oder die Verführungskunst. Man nennt das Atmosphäre oder Anmutung. Doch was ist das? Obwohl die Atmosphäre deutlich zu spüren ist, ist sie dennoch nicht einfach da, wie Gegenstände einen Ort bevölkern oder Menschen einander gegenüberstehen. Es ist eine andere Art von Präsenz, die sich hier verdichtet. Sie drängt sich unwillkürlich und unwiderstehlich auf, entgleitet aber, sobald man sie packen möchte.Vielleicht erschließen sich Atmosphären, wie in der Meteorologie, am besten über Spannungsbögen. Darauf kommt es an: dass das Haus seine Anziehungskraft hält über Polaritäten, seine Lebendigkeit ausspielt, indem es nie nur das eine sein will. Atmosphären sind das Irgendwie im Raum, so wie das Anmutige ein Irgendwas am Raum darstellt.