Berührungsempfindlich

Viele Sprachbilder verraten unmittelbar, dass sie aus einer sinnlichen Erfahrung entstammen. Metaphern, die „aus der Hüfte geschossen“ gebildet wurden, also nicht lang überlegt sind, die den „naseweisen“ Wortbildner entlarven, dennoch „leichtfüßig“ daherkommen, – aus ihnen allen spricht eine Körperlichkeit, die ehedem, in den frühen Tagen ihrer Entwicklung, der Sprache Leben eingehaucht hatte. Zu diesen sinnlichen Ausdrucksformen zählt auch ein neueres Phänomen, der pocket call. Wie oft erhält man Anrufe von Menschen, die nichts davon merken, weil das Smartphone mit seinem berührungsempfindlichen Bildschirm auf versehentlich ausgeführte Befehle reagiert und sich in der Hosentasche selbständig gemacht hat. Irgendwann werden solche Signale aus der Nichtigkeit die Symbolwelt der Sprache bereichern, vielleicht als Formel für alles Absichtslose. Noch zu frisch für den übertragenen Sinn sind sie Anlass, diskret zu fragen, warum man solche pocket calls ausschließlich von männlichen Telefonbesitzern erhält.