Das Duell

In einer Glosse aus dem Jahr 1985 mokiert sich Hans Blumenberg über das großsprecherische Gefasel all derer, die sich die Rettung der Welt (noch anmaßender: der Schöpfung) vorgenommen haben. „Der Mensch kann vieles zerstören, von Tag zu Tag mehr, und er kann mehr zerstören, als er jemals beigetragen hat zum Bestand der Dinge – aber die Schöpfung, das Universum der Welten und Sonnen, zahlloser Chancen für so etwas, wie er selbst ist – wenn bei dieser Gottestat es darauf jemals angelegt gewesen sein sollte – diese Macht hat er nicht. Ja er ist lächerlich weit, unendlich weit von ihr entfernt.“* Wenn Welt allerdings der bevorzugte, vielleicht ausschließliche Ort ist, an dem der Mensch sich selbst begegnet und auf dem er längst nicht mehr nur seine Konflikte mit sich selbst austrägt, was er seltsamerweise für eine Bedingung seines Lebens hält, wenn Welt auch zuwachsend der Gegner ist, den er mit sich selbst konfrontiert, dann steht freilich alles auf dem Spiel: Der Totalitätsbgeriff „Welt“, in dem er mehr denkt als nur diese Erdkugel, wird durch eine totalitäre Vorstellung des Handelns bedroht. Ein Mensch, dem es ums Ganze geht, vergisst leicht, ans Ganze zu denken.

*Rette, was wer kann! Wiederabgedruckt in: Hans Blumenberg, Ein mögliches Selbstverständnis, 31ff.