Das ganz Große und das große Ganze

Zu den bedeutenden Lernleistungen unserer Zeit wird vielleicht gehört haben, dass es dieser Generation erstmals gelingen mag, ein leidenschaftliches Gefühl zu entwickeln für das Abstrakte: eine künftige Menschheit, für die wir verantwortlich zeichnen, eine Welt, die wir nicht spüren, obwohl wir von ihr und in ihr leben, ein Klima, das sich kaum merklich, aber stetig und dramatisch ändert. Schon vor vierzig Jahren hat Hans Jonas die Ethik zur Bewegung „Fridays for Future“ geschrieben: „Nun gibt es aber noch einen ganz anderen Begriff von Verantwortung, der nicht die ex-post-facto Rechnung für das Getane, sondern die Determinierung des Zu-Tuenden betrifft; gemäß dem ich mich also verantwortlich fühle nicht primär für mein Verhalten und seine Folgen, sondern für die Sache, die auf mein Handeln Anspruch erhebt … Diese Art Verantwortung und Verantwortungsgefühl, nicht die formal-leere ,Verantwortlichkeit‘ jedes Täters für seine Tat, meinen wir, wenn wir von der heute fälligen Ethik der Zukunftsverantwortung sprechen.“*

* Das Prinzip Verantwortung, 174f.