Das gefühlte Ganze

Unter den Sehnsuchtsbegriffen des Denkens findet sich „das Ganze“ ganz oben. Es ist mehr ein Gefühl als ein Konzept, nie eine Kategorie und dennoch ein handlungsleitendes Bild. Jeder Versuch, es sich als Gedanke zu erschließen, ist schon sein Scheitern. Am nächsten kommt ihm vielleicht die plötzliche Anschauung des Wanderers, der durch eine Lichtung am Hang ins Tal sieht und auf die gegenüberliegenden Berge blickt, ein Panorama schönster Naturformationen. Er versteht auf Anhieb, was am „Ganzen“ so fasziniert: Es ist kaum der vielbeschworene Vergleich mit der Perspektive Gottes. Im Unterschied zu dieser, die alles ins Auge fasst, Großes und Kleinstes, hat der überblickende Mensch gerade keine Chance, sich um die Details zu kümmern. Das Panorama enthebt von der Beschäftigung mit den Kleinigkeiten und Kleinlichkeiten des Lebens.