Der große Pan

An heißen Tagen, so der Bericht des treuen Eckermann, verweilte Goethe gern unter einem Ensemble aus Tannen, Eichen, Birken und Buchen. „Bei großer Sommerhitze … weiß ich keine bessere Zuflucht als diese Stelle. Ich habe die Bäume vor vierzig Jahren alle eigenhändig gepflanzt, ich habe die Freude gehabt, sie heranwachsen zu sehen, und genieße nun schon seit geraumer Zeit die Erquickung ihres Schattens … Ich sitze hier gerne an warmen Sommertagen nach Tische, wo denn auf diesen Wiesen und auf dem ganzen Park umher oft eine Stille herrscht, von der die Alten sagen würden: daß der Pan schlafe.“ So zitiert ihn der beflissene Begleiter in seinen Aufzeichnungen. Und fügt hinzu: „Indessen hörten wir es in der Stadt zwei Uhr schlagen und fuhren zurück.“ Mit dieser Bemerkung endet das 40. Kapitel der „Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens“. Es ist der Bruch mit der Idylle, mit der Erinnerung an die Alten. Eine Turmuhr gibt Laut. Von Pan, dem Hirtengott, heißt es, dass er die Herdentiere furchtbar in Schrecken versetzen konnte, wenn er geweckt wurde (Panik!). Der Mittag ist zuende, wenn der Gott die Augenlider wieder aufschlägt. Nicht früher. Das unterscheidet die modernen Götter, und seien es die Größten unter den Dichtern, dass sie vom Glockenschlag erinnert werden, wann ihre Zeit um ist.