Der Mensch als Ding

„Jede Politik indes behandelt die Menschen tendenziell als Dinge – denn immer kommt es darauf an, nach Maßgabe von Ideen über sie zu verfügen, die abstrakt genug sein müssen,
um auf der einen Seite in Aktionen umgesetzt werden zu können – wozu eine extreme Vereinfachung der Formeln erforderlich ist – und sich andererseits auf eine unbegrenzte Vielfalt unbekannter Individuen anwenden zu lassen. Der Staatsmann stellt sich diese Einheiten, da er frei über sie verfügen will, wie arithmetische Elemente vor. Selbst die aufrichtige Absicht, den Individuen ein Höchstmaß an Freiheit zu belassen und jedem einzelnen einen Anteil an der Macht zuzuerkennen, führt dahin, ihnen diese Vorteile gewissermaßen aufzuzwingen, die sie manchmal gar nicht wollen und unter denen sie manchmal indirekt leiden.“*

* Paul Valéry, Die Idee der Diktatur, in: Werke 7, 246