Die Geschichte vom gezogenen Stecker

“Spielst du mit mir?“ fragt der Achtjährige.
“Ich bin müde“, antwortet der Vater.
“Nur kurz. Bitte“. Das Kind lässt nicht locker und zerrt am Ärmel. Das Elternteil auch nicht und bleibt stumm auf der Couch liegen.
Der Sprössling betrachtet seinen Lego-Roboter, untersucht Akku und Ladestation. „Ich weiß, wie du wieder wach wirst. Du brauchst einfach ein Kabel und einen Stecker. Dann kannst du dich aufladen. Ich werde das erfinden.“ Er setzt sich an den Tisch und fängt die erste Konstruktionszeichnung an für den nimmermüden Menschen.
Der Vater, ob solcher zukunftshungrigen Neugier und der Problemlösungskompetenz seines Zöglings hellauf begeistert, setzt sich zu ihm.
„Siehst du, es hat geklappt“ meint der Junior, leise auftrumpfend. „Ich werde das der Mama sagen. Dann kannst du ihr immer helfen, wenn sie ruft.“
Schlagartig verfällt der Ältere wieder in seine Trance. Gerade bekam er vorgeführt, was fast jede Erfindung an Schicksal durchläuft. Das Neue beginnt mit einem Triumph und endet als Trivialität.