Die therapeutische Wirkung eines besinnungslosen Stadtbummels

So mancher Anflug von Lähmung hat sich in den Zeiten der Ansteckungsgefahr zu einer handfesten Depression gemausert, weil es allzu lang schon untersagt ist, ihn durch einen kleinen, gepflegten Konsumrausch zu bekämpfen. Der Einkauf im Netz mag zwar bequem sein, aber seine therapeutische Wirkung ist beschränkt auf das schnelle Glück der Schnäppchenjagd, das nach der Zahlungsbestätigung rasch verfliegt und allenfalls zum Liefertermin noch einmal kurz aufflammt. Wohingegen ein hemmungsfreier Stadtbummel alle wirtschaftliche Vernunft auszuhebeln vermag, den Käufer, der in die bunte Angebotswelt besinnungslos eintaucht wie in einen erfrischenden Bergsee nach langer Tour, von sich selbst entfernt und weit über den Augenblick des Erwerbs wieder mit sich und der Welt versöhnen kann. Das haben die Fastenprediger der Nützlichkeit, die ökonomischen Zweckrationalisten noch nicht verstanden: welche Lebenskraft vom ganz und gar Unbrauchbaren ausgehen kann.