Die zweite Aufklärung

Wie jene erste Aufklärung vor mehr als zweihundert Jahren wider die Machtansprüche einer Religion, die Geheimzirkel und Dunkelmänner auftrat im Namen der allgemeinen Menschenvernunft, die menschlich zu nennen ihren Charakter als welterschließendes und weltumspannendes Prinzip ungebührlich schmälerte, so müsste heute eine zweite Aufklärung aufbegehren gegen die Verbohrtheit einer Politik, die sich um die Zukunft derer, für die sie sich verantwortlich zu sein dünkt, in Wahrheit nicht schert. Und sich berufen auf das Politische als Ausdruck eines souveränen Bürgertums, das sich mit dümmlichen Sprüchen und dummen Beschlüssen nicht ins gesellschaftliche Unglück regieren lässt.* Allerdings wird nicht nur zu viel geredet, sondern zu laut, zu grell, zu gestanzt, und nicht nur zu wenig gehandelt, sondern zu einseitig, zu phantasiefrei, zu mutlos.

* Viele der offenkundigen Widersprüche und falschen Vertröstungen der Politik finden sich aufgelistet in Daniel Stelters Buch „Das Märchen vom reichen Land“.