Doppelt geschlagen

Es liegt nicht allein in unserer Hand, wie wir über Niederlagen denken, vor allem über die eigenen. Nach dem missglückten Ausgang einer Sache, sei es einer Verhandlung oder eines Wettkampfs, sei es dass ein Lebensentwurf gescheitert ist, sind Erklärungen vonnöten. Sie werden erwartet, manchmal erzwungen. Niederlagen hält man nur aus, wenn das richtige Wort dazu gesprochen ist. Das zu finden, ist nicht leicht. Jeder Trainer, der das trostlose Gekicke seiner Mannschaft in der „dritten Halbzeit“ vor den Mikrofonen zu rechtfertigen hat, weiß, wie rat- und sprachlos man sich in solchen Situationen vorkommt. „Erzähl den Verlierern vom Ende der Sieger“, so geht ein Gedicht des Schriftstellers Wolf Wondratschek, das er 1979 verfasst hat. Es besteht aus nur einem Vers, dieser Zeile. Und enthält zwei Beschwichtigungsformeln für jene, die an einem Misserfolg leiden: 1. Erzählen statt urteilen. Schlimmer noch als die Niederlage kann das Urteil über sie sein, das nicht selten im Satz gipfelt: Du kannst nichts. 2. Offensichtlich gibt es bei den Siegern etwas, durch das auch Verlierer gewinnen können. Und das ist mehr als die Einsicht, dass auch die Sieger ein Ende haben. Zu unterliegen, kann schlimm sein. Aber im besten Fall macht es klug.