Dreifacher Schnitt

Immer öfter hört man zum Abschied ein Vielfaches des gewöhnlichen Grußes. Ein „Tschüs“ reicht nicht. Ein zweites mindestens, meist auch ein drittes werden angehängt: Tschüs, Tschüs, Tschüs. Eine Marotte der mobilen Kommunikation, die wiederholt, um sicherzugehen, dass das Gesprächsfinale nicht in Funklöchern verschwindet? Der Nachdruck als freundliche Gegenwehr wider allzu große Anhänglichkeit – „geh endlich“? Die ausgesprochene Angst vor der Trennung? Unfähigkeit, Endgültiges zu setzen? In der paradoxen Rede des fortgesetzten Abschlusses verbirgt sich der Unernst digitaler Vernetzung. Wo sich der Freund hundertfach zum „Follower“ multipliziert, signalisiert auch das Ade augenzwinkernd die Gelassenheit eines, der weiß, dass sich Abschiedsschmerz heute nicht mehr lohnt: Verschwinde nur, du entkommst mir doch nicht.