Ein Schwabe in Berlin

Was Dialektik ist und wie nahe sie dem Witz verwandt, mögen zwei Anekdoten veranschaulichen, die über Hegel erzählt werden, den Erfinder der modernen Systemtheorie, dessen 250. Geburtstag heute gefeiert wird.
Ernst Bloch gibt einen Satz wieder, den Hegel anlässlich einer Gesellschaft in Berlin seiner Tischdame gesagt haben soll, die den berühmten Philosophen auf sein Werk angesprochen hatte: „Was in meinen Büchern von mir ist, ist falsch.“* Da haben sich Demut und Überheblichkeit zur Unkenntlichkeit vermischt; die Sache selbst, so die leicht abweisende Bemerkung, habe den Fortgang der Gedanken befördert, als dessen Diener der Denker sich verstand. Wer mochte da noch nach Erklärungen suchen oder gar widersprechen? Die Last des Weltgeists drückte den Philosophen, der seine Arbeit gelegentlich als Verdammnis Gottes empfand.
In dieses listige Selbstbewusstsein passt eine Geschichte, die Heinrich Heine überliefert: „Als Hegel auf dem Todbette lag, sagte er: ,nur Einer hat mich verstanden‘, aber gleich darauf fügte er verdrießlich hinzu: ,und der hat mich auch nicht verstanden‘.“**

* Subjekt-Objekt, 394
** Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, Sämtliche Schriften, Dritter Band, 608