Ermöglicher sein

An den ehemaligen Präfekten des Erzbischöflichen Konvikts in Konstanz – Martin Heidegger war dort einige Jahre zur Schule gegangen – schreibt der Philosoph, der gerade sein Hauptwerk „Sein und Zeit“ herausgebracht hatte: „Vielleicht zeigt die Philosophie am eindringlichsten und nachhaltigsten, wie anfängerhaft der Mensch ist.“ Man mag den Satz als Geste der Demut lesen; gespiegelt an den Großmeistern des Denkens, denen sich Heidegger stets zuwandte und zurechnete, sind die eigenen Versuche naiv und grob, verspielt oder verkürzt. Doch das perspektivisch Gegenteilige steckt in diesem Wort vom Anfänger Mensch, das Hannah Arendt später aufnahm, auch: Das philosophische Denken taugt wie nichts anderes zu demonstrieren, was dem Bewusstsein alles in den Sinn kommen kann. Es setzt auf die Freiheit und verteidigt sie als erste und letzte Haltung in einer Welt, die so ist, wie sie ist, weil sie möglich war. Anfänger zu sein bedeutet so gelesen vor allem, noch alles vor sich haben zu dürfen, selbst in Spätphasen des Lebens.