Es menschelt

Kollektive Singulare wie „der Mensch“ haben die Eigenschaft, wenig Eigenschaften zu haben. Sie sind Sammelbegriffe, hier: für die vielen Milliarden, die sich von dieser Bezeichnung vertreten fühlen, aber bilden sich nicht aus den unterschiedlichen Erfahrungen, Lebensformen, Talenten oder Fehlern, die das Individuum beiträgt zur genaueren Bestimmung dieser allgemeinen Formel. Was, vielleicht besser: wer (schon das ist eine vorauseilende Einschränkung auf die „Person“) der Mensch sei, lässt sich wohl kaum sagen. Und wenn, was ließe sich daraus ableiten? Faktisch haben wir es getan: in Rechtsregeln, Verhaltensnormen, Stadtplanungen, touristischen Leitbildern. Sie alle behaupten stillschweigend zu wissen, was dem Menschen not und gut täte. Wo immer von „dem Menschen“ geredet wird, ist kompetent zu sein sich jedermann sicher und hat doch nichts zu äußern als das, was alle schon kennen, oder aber von Erlebnissen zu berichten, die keinen interessieren. Allzu leicht menschelt es da in der Runde.