Farbe bekennen

Das Bildwort „Farbe bekennen“, das den Mut anschaulich machen soll, zu den eigenen Überzeugungen zu stehen und sie öffentlich zu rechtfertigen, ist dem Unbewussten und Ungelenkten viel näher als einem klar getroffenen Eingeständnis, das für alle sichtbar als Haltung gepflegt wird. Wenn im Zorn, vor allem aber in der Scham das Gesicht sich dunkel verfärbt, weil die Gefühle unmittelbar nicht zu zügeln sind und sich physiologisch „zeigen“, verrät einer mehr von sich, als ihm wohl lieb sein kann. Das einzig Bewusste ist dabei die Selbstbeobachtung, die einem autonomen psychischen Effekt zusieht und ihn unwillkürlich verstärkt. Farbe „bekennt“, wer so gerade nicht gesehen werden will.