Fluchtgedanken

Volkszählung im Zug, ein älterer Herr mit Fragebogen machte die Runde. „Dürfte ich mal Ihren Fahrschein sehen?“ sagte er höflich und entschuldigte sich sogleich: Er sei nicht der Kontrolleur, alles nur für die Statistik. Der Gast zückte routiniert seine schwarze All-inclusive-BahnCard, Vielfahrer auf langer Strecke. „Wohin soll’s denn gehen?“ wollte der Mann der Daten wissen. Da ertönte aus dem Bordlautsprecher die Stimme des Zugchefs: „Wir erreichen nun Frankfurt-Fluchthafen.“ Der sinnreiche Versprecher formte die Antwort. „Ich bin auf der Flucht“, flüsterte der Reisende, „und deswegen muss ich hier raus.“ Verdutzt schaute ihm der dienstbeflissene Interviewer nach. „Nur noch diese eine Angabe, bitte. Dann kann ich den Fragebogen abschließen.“ Schon beim Ausstieg wandte sich der Fahrgast noch einmal um. „Wissen Sie, was das Elend all dieser Erhebungen ist? Die Statistik zerstört die Neugier. Und damit die Lust aufzubrechen. Wohin es gehen soll? Ich verrate es Ihnen: Mein einziges Ziel ist, nicht stehenzubleiben.“ Sprach’s und verschwand.