Flüchtige Gedanken

Das anthropologische Geheimnis der Weihnachtstheologie: alles andere als das feierlich Getragene der Festfolklore; es geht um nichts als nackte Erträglichkeit. Weniger eine angemessene Haltung – Frömmigkeit oder Freude – ist gefordert. Erzählt wird vielmehr eine Geschichte vom Aushalten. Die Krippe im Stall symbolisiert nichts Niedliches, sondern die Weigerung einer Welt, der Vorstellung Raum zu gewähren, es könnte Größeres geben als sie selbst. Allenthalben werden Fluchtgeschichten erzählt, aber nicht als soziales Drama oder moralische Mahnung (wie es in den Kirchen jetzt wieder zu hören ist), sondern als Bericht über die prinzipielle Heimatlosigkeit Gottes. Diese Selbstaufgabe des Höchsten als Hingabe zu entdecken, ist die Aufgabe des Menschen.