Freiheit der Kunst

Als am 24. Januar 1975, eine Stunde vor Mitternacht, sich der Pianist Keith Jarrett an sein Instrument setzte, von dem er gelegentlich sagte, dass er es hasse, entstand eines der schönsten, gewiss aber das erfolgreichste Klaviersolo überhaupt. Mehr als vier Millionen Tonträger sind verkauft vom „Köln Concert“, das nichts ist als eine lange Improvisation. „Jazz entsteht aus dem Risiko, sich ganz spontan selbst zu öffnen“, meint der Künstler. Dabei ist entscheidend, was er ignoriert: die Umstände – ein Publikum, das beglückt Zeuge sein durfte, den Auftrag zu spielen, die Tageszeit, die Kritiker, das Ergebnis. Was Freiheit der Kunst heißen mag, gewinnt seine besten Werke aus der Rücksichtslosigkeit, die nur die andere Seite darstellt von der Faszination für die und Attraktion durch die Sache. Ganz sachlich bedeutet: ganz persönlich.