Freut euch

Zur Freude aufgefordert zu werden, ist abwegig und absurd. Sie ist immer spontan, kommt aus sich selbst. Freut euch! Der vorweihnachtliche Appell ans Gemüt, der am vierten Advent nicht nur in den Liedern zu hören ist und der eine neue Einstellung zum Leben einfordert, klingt schal und anmaßend in einer Welt, die an sich selbst oft genug wenig Anlass sieht zur Ausgelassenheit. Der dänische Denker Søren Kierkegaard hat wie kaum ein anderer über die Freude reflektiert und sie übersetzt als Aufgabe, die dem Zuspruch, der wie ein Imperativ klingt: Freut euch!, eine pragmatische Wendung gibt. Sich freuen heißt, sich nicht sorgen. Weglassen, was Zukunft verbaut, weil sie besetzt wird von Angst und der Gegenwart die Lebendigkeit raubt. Und hier sein, jetzt sein. „Was ist Freude, was ist fröhlich sein? Es ist, dass man in Wahrheit sich selbst gegenwärtig ist … Die Freude ist die Zeit, die eben jetzt ist.“*

* Kleine Schriften 1848 / 49, Gesammelte Werke, 21., 22. und 23. Abteilung, 67