Haben Sie etwas zu verzollen?

Die Male, wenn ehedem an der Grenze der Beamte das Auto anhielt und die Frage stellte: Haben Sie etwas zu verzollen?, hat man gedacht: Wie armselig! Das bisschen Schokolade über dem Freigewicht, die lächerlich geringe Tabakmenge, die ausreichte, schon in die Gebührenpflicht zu fallen – sollen sie doch suchen. Was die Zollpolizei gelegentlich auch tat. Es kam immer wieder ein höchst unroutiniertes, nervöses Prickeln auf, das anstieg in dem Maße, wie man sich der Station rollend näherte. Der Zoll ist ein Zeichen der Angst. Als Schutzentgelt erhoben, entstammt er dem Misstrauen in die Qualität der eigenen Ware, einem Gefühl der Minderwertigkeit und Schwäche, letztlich der Ahnung, die Hauswährung, die Produktvielfalt, das Angebot an Konsumgütern sei anderswo attraktiver. Der Zoll will schwer zugänglich machen, was faszinierend ist; und hat so dessen Anziehungskraft unwillkürlich noch gestärkt. Das ist das Los aller Verteidigungsstrategien: dass sie zugleich einen Angriff darstellen, und sei es auf das Selbstverständnis einer souverän vernetzten Welt. Eigenes soll vor Fremden bewahrt werden bis hin zur Befremdlichkeit der eigenen Handlungen. Doch eine Sache wird nicht dadurch zur eigenen, dass man sie von anderen Angelegenheiten abgrenzt, sondern indem man sie sich zu eigen macht. Es ist kleinkariert, groß zu nennen, was das große Ganze zerkleinert.