Haltungsnoten

Gerade an den höchsten Haltungen wie Ehrlichkeit oder Vertrauen, Mut und Ernsthaftigkeit, der Treue wie dem Mitempfinden lässt sich demonstrieren, dass eine Ethik nichts ist als der Inbegriff moralischer Verlegenheit. Wir müssen über solche handlungsformenden Einstellungen reden in dem Maße, wie sie nicht gelebt werden; und entdecken doch im Sprechen, dass deren Fehlen durch Worte sich nicht ersetzen lässt, dass die Aufforderung, sich ihnen zu verschreiben, die Gesinnung nicht aufwertet. Nicht das Gespräch stellt die Haltung scharf; aber eine Haltung zum Dialog kann das Gespräch schärfen. Haltungen zeigen sich. Von ihnen zu handeln, ist allerdings nicht sinnlos, so lang der Nachdenkende am Ende „diese Sätze überwinde(t), dann sieht er die Welt richtig.“*

* Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus 6.54