Heile Welt

Alle Nostalgie verklärt weniger die Vergangenheit, als dass sie die Sehnsucht formuliert, die Welt könne wieder heil werden. Von der Utopie unterscheidet sie sich nur darin, dass sie der Zukunft die Wirkkraft und die Vorstellungskraft nicht zutraut, jenen erwünschten Status zu erreichen. Mangels nach vorn gerichteter Phantasie erträumt sie sich ein Bild vom Gewesenen, das aus folkloristischen Details und einem ornamental geschmückten, künstlichen Heimweh zusammengebastelt ist und zur unpolitischen Weltflucht einlädt. Auch die Nostalgie schafft einen Unort, nur dass dieser, anders als bei der Utopie, durch Fasslichkeit verführt.