Heldendämmerung

„Unglücklich das Land, das keine Helden hat“, so reagiert in Brechts Drama einer der Schüler des Galilei unwirsch auf das Glockengeläut, das dessen Widerruf seiner Thesen vor der kirchlichen Autorität annonciert.* Und der Meister antwortet: „Nein. Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.“ Es ist der Satz des postheroischen Zeitalters und der eines großen Missverständnisses. Nicht der Held wird verabschiedet, nur jene Figur, der es um Größeres geht als das Eigene. Denn in dem Maße, wie die narzisstische Bereitschaft wächst, „Ich!“ – vielleicht nicht zu sagen, aber – zu leben, bildet sich auch jene Form des Heldentums aus, der es weniger darum zu tun ist, die Interessen anderer stellvertretend zu übernehmen um eines höheren Werts willen, als sich selbst ins Zentrum einer Geschichte zu rücken. Und deren pathologische Verirrung der Herostrat darstellt.

* Das Leben des Galilei, 13. Aufzug