Herrscher der Technik

Kunst entsteht nur, wo die Technik es zulässt, dass ein Mensch sie vollkommen beherrscht: der Bildhauer sein Werkzeug, der Spieler den Ball, der Autor die Sprachformen. Erst als das Klavier sich Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in seiner Anschlagsmechanik noch einmal bedeutend verbessert hatte, als sein Klang voluminöser wurde, als es möglich geworden war, die Feinheiten einer Komposition mit dem eigenen Ausdrucksreichtum uneingeschränkt zur Darstellung zu bringen, erst dann taugte das Piano als Soloinstrument, das wie ein ganzes Orchester klingt, ja die Perfektion dessen wiedergibt, was Musik je zu bewirken vermag. Es hatte seine Widerspenstigkeit verloren und ließ sich virtuos bespielen. – Kann man das Umgekehrte folgern: eine Technik, die sich immer weniger beherrschen lassen, als vielmehr selber herrschen will, versperrt sich auch der Kunst – ?