Hierarchien für Flachköpfe

Befreit von den Verkrustungen formaler Hierarchie glauben viele Organisationen, auf Rangordnungen ganz verzichten zu können. Flache Strukturen, das einheitliche Du als Zeichen entspannter Kommunikation, der Verzicht auf den strengen Dresscode, eine offen gestaltete Büroarchitektur, die Arbeit in sich stets neu formierenden Netzwerken, ein paar Tischkicker im Hinterzimmer, bunte Besprechungsnischen vom Möbeldesigner, die italienische Siebträgermaschine für den fair gehandelten Espresso – und schon ist das agile Unternehmen ideologisch fertig gezimmert. Dumm nur, dass sich informelle Machtspiele in dem Maße schneller ausbilden, wie auf die äußeren Unterschiede zu achten verzichtet wird. Jede Hierarchie, das wird unterschlagen, ist eben auch eine Entlastung von der Frage, wie man aushandelt, wer stärker ist.