Irgendwie genau

Auch Wörter haben Konjunktur. Wie Mückenschwärme in der Abenddämmerung tauchen sie auf und verschwinden nach einiger Zeit wieder, als sei nichts gewesen. Die Wendung „irgendwie“ war eine solche Sprachmode. Viele fügten sie inflationär in Sätze ein, meist an Stellen, an die sie gar nicht gehörte. Irgendwie war das schon richtig. Und irgendwie wendete das Wort jede Aussage ins Unverbindliche. Inzwischen ist „Irgendwie“ irgendwohin verschwunden und ersetzt, als sei das Gegenteil gefordert, durch den Ausdruck „genau“. Als Bestätigung steht er hinter einfachsten Einlassungen. Genau. Auch dieses nachgestellte Genau wird so häufig gebraucht, dass dessen Bedeutung im Satz unklar bleibt. Keine Bestimmtheit, nicht einmal eine kleine Bekräftigung. Da ist nichts Genaues im „genau“. Irgendwie hat man den Eindruck, „genau“ würde dasselbe meinen wie „irgendwie“. Genau.