Kaum zu glauben

Die Philosophie sei ein Kampf gegen die Verhexung unsres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache, heißt es im § 109 der „Philosophischen Untersuchungen“ von Ludwig Wittgenstein. Doch wie diese Auseinandersetzung führen? Und was sind die Mittel der Sprache, durch die sie das klare Denken verführt? Wortverschiebungen sind es im letzten, die Scheinprobleme ergeben, die in dem Moment ihre Sinnlosigkeit zeigen, in dem sich die Bedeutung eines Begriffs differenziert beschreiben lässt. Wenn das Denken streitet, wählt es als Waffe sein Talent, scharf zu unterscheiden. Wieviele Missverständnisse verschwinden, wenn nur genau genug festgehalten wird, worüber zu befinden ist. Am Beispiel des Glaubens und dessen, was „Glaube“ alles heißen kann, mag das anschaulich werden: Der Glaube, der nicht Wissen ist und mehr als Meinen sein will, hat mit dem Glauben, der sich auf Menschen verlässt, so wenig zu tun, wie dieser mit jenem Glauben, von dem die Theologie sagt, dass er sich selbst nicht willentlich inszenieren kann, sondern sich einem Größeren verdankt. Religion ist kein Fürwahrhalten, Wissenschaft kein Ersatz für das Vertrauen als Grundform menschlichen Zusammenlebens und das Glück einer zuverlässigen Beziehung nicht mehr eine riskante Erfahrung.