Krisensprech

Sprachlich zeichnen sich Krisen durch den übermäßigen Gebrauch bestimmter Wörter aus, für die es keine Äquivalente gibt, weil sie genau bezeichnen, was Sache ist. Tag für Tag wiederholen wir sie und hoffen, dass sie sich dennoch nicht abnutzen. Es sind nicht selten große Begriffe wie Vernunft, Angemessenheit oder Mäßigung, Wahrheit, das Gebot der Stunde, Frieden. Man kann nur hoffen, dass sie aushalten, wieder und wieder als Appell eingesetzt zu sein, für niedere Zwecke instrumentalisiert, verbogen oder gebrochen zu werden, und sich alsbald von uns erholen können.